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Mobiles ortsbezogenes Lernen – Eine geographische QR-Code Rallye an der Schule

Der Einsatz mobiler Endgeräte wie Smartphones oder Tablets macht es möglich, neue interessante Orte außerhalb des Klassenzimmers im Rahmen des Unterrichts digital zu erkunden. Gerade im Fach Geographie lässt sich Unterricht so unkompliziert ortsbezogen durchführen, und erlaubt den Lernenden den Raum direkt zu erfahren.

QR code concept illustration of young people scanning barcode using mobile smartphone for online shopping and payment. Flat young men and women standing near big smartphone with qr symbol on screen
© istock.com/Lightcome

Der Begriff „mobiles ortsbezogenes Lernen”

Eine allgemein anerkannte Definition für mobiles ortsbezogenes Lernen (MOL) ist aufgrund der relativen Neuartigkeit des Konzepts, der dynamischen Entwicklung im Bereich der technischen Möglichkeiten sowie der Bandbreite an methodisch-didaktischen Umsetzungsmöglichkeiten nur schwer möglich. Dennoch sind Gemeinsamkeiten bei den meisten Ansätzen zur Realisierung von MOL im Unterricht feststellbar (vgl. MÜLLER et. al. 2017, S. 79; FEULNER 2020, S. 16): Es handelt sich um Lernerlebnisse, die zum Teil außerhalb des Klassenzimmers stattfinden, und bei denen die Fortbewegung im Mittelpunkt steht. Es werden portable, meist digitale Medien und Endgeräte eingesetzt, um die entsprechenden Lerninhalte zu vermitteln.

Kinder schauen auf Smartphones
© istock.com/kerkez

Aufbau und Funktionsweise einer QR-Code-Rallye

Eine QR-Code-Rallye ist vereinfacht gesagt eine „digitale Schnitzeljagd“, bei der Schülerinnen und Schüler in Gruppen Standorte aufsuchen, an denen sie verschiedene Aufgaben lösen. Die Routenführung erfolgt über das Scannen von QR-Codes per Smartphone; ebenso können die Aufgabenstellungen und begleitende Materialien per QR-Code aufgerufen werden. QR-Code-Rallyes stellen also eine spezielle Form des MOL dar. Aufgrund der verschiedenen Möglichkeiten moderner Smartphones (Kamera, GPS etc.) sowie den über QR-Codes abrufbaren Informationen (Texte, Koordinaten, Bilder, Videos etc.) sind verschiedenste Einsatzbereiche (inhaltlich wie räumlich) und Formen der Umsetzung denkbar.

Erläuterungen zum methodischen Vorgehen

Bei der Planung und Erstellung einer QR-Code-Rallye gibt es verschiedene Gesichtspunkte, die einer Prüfung bedürfen.

Beim Routenkonzept kann eine lineare Routenführung (alle Stationen werden in einer bestimmten Reihenfolge aufgesucht) oder eine freie Routenwahl gewählt werden. In beiden Fällen sollten die Schülergruppen an unterschiedlichen Stationen beginnen, um ein ungestörtes Arbeiten zu ermöglichen. Der Zeitbedarf sollte an jeder Station ähnlich hoch sein (etwa 15 bis 30 Minuten) und es sollten differenzierende Elemente oder zusätzliche Stationen integriert werden, um dem individuellen Arbeitstempo der unterschiedlichen Gruppen gerecht zu werden.

Das Begleitmaterial sollte die Orientierung erleichtern. In der vorliegenden Rallye (zum Beispiel) diente ein Flyer als zentrales Medium zur Sicherung und Dokumentation der Arbeitsergebnisse. An den einzelnen Stationen können geographische Besonderheiten vor Ort (z.B. Vegetation, Verkehrswege etc.), didaktisch aufbereitete Inhalte (z.B. Infotafeln) oder von der Lehrkraft bereitgestellte Materialien (auch per QR-Code möglich) als medialer Input dienen.

Die Rallye sollte einen räumlich und zeitlich klar definierten Start und ein Ziel haben. Als zeitlicher Rahmen haben sich zwischen 2 und 3 Stunden für die eigentliche Durchführung bewährt. Zu Beginn sollten alle Aspekt bezüglich des Ablaufs besprochen und offene Fragen geklärt werden. Nach der Durchführung der eigentlichen Rallye sollte der Verlauf reflektiert werden (z.B. Schwierigkeiten, Zusammenarbeit etc.), die Ergebnisse besprochen und evaluiert werden. Es bietet sich aufgrund des spielerischen Ansatzes an, eine oder mehrere Gewinner zu ermitteln.

Der Einsatz eigener Smartphones ist für die Schülerinnen und Schüler in hohem Maße motivierend, bedarf aber einer Genehmigung durch die Schulleitung.
Alternativ können auch schulinterne WLAN-Verbindungen (z.B. über einen Tablet-Koffer) eingesetzt werden. Ein QR-Code-Scanner muss installiert sein. Auf den meisten Smartphones und Tablet ist bereits ein QR-Code-Scanner in der Foto-App enthalten.

Bei vielen Anwendungen im Zusammenhang mit QR-Codes entstehen den Schülerinnen und Schülern Kosten durch den benötigten Internetzugang (z.B. Streamen von Videos). Das hier vorgestellte Beispiel ist bewusst so konzipiert, dass keine Internetverbindung notwendig ist. An außerschulischen Lernorten ist die Verwendung mobiler Daten nicht zu vermeiden. Dies sollte von der Schulleitung genehmigt und mit den Erziehungsberechtigten abgeklärt werden. Sie finden einen möglichen Elternbrief in der Seitenleiste.

Bei der Auswahl und Vorbereitung sollte darauf geachtet werden, dass alle fachlichen, didaktischen, organisatorischen und sicherheitsrelevanten Aspekte berücksichtigt werden (u.a. Erreichbarkeit, Entfernung, Anbringen von QR-Codes). Aufgrund der Komplexität bietet sich eine Übersicht mit allen notwendigen Informationen an.

Die benötigten QR-Codes können sehr einfach mit frei verfügbaren QR-Code-Generatoren individuell erstellt werden. Wenn Sie mithilfe der QR-Codes auf Inhalte im Internet verlinken möchten, können Sie auch mebis Kurzlinks verwenden.

Download

Das unten verlinkte Beispiel eines Elternbriefs kann als Anhaltspunkt für ein eigenes angepasstes Schreiben dienen.

QR -Codes erstellen

QR-Codes, die Text enthalten, lassen sich unter anderem mit gängigen Textverarbeitungsprogrammen erstellen. Sie können auch auf eines der vielen frei verfügbaren Open-Source-Programme zum Erstellen von QR-Codes zugreifen.

Alternativ bietet das Niedersächsische Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung mit „kits QRStorage” eine browserbasierte Variante an.

Beispiel einer QR-Code-Rallye

Das hier präsentierte Beispiel einer QR-Code-Rallye wurde für die Medientage am Gymnasium Neutraubling entwickelt und mit zwei 7. Klassen im Jahr 2019 erfolgreich durchgeführt. Angelehnt ist die Rallye an die schriftliche Hausarbeit zum Zweiten Staatsexamen von Herrn Matthias Schmid. An der Konzeption und Durchführung waren die Mitglieder des Fachseminars Geographie 2017/2019 am Gymnasium Neutraubling beteiligt.

Die hier zur Verfügung gestellten Materialien können mit relativ geringen Aufwand an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden. Die Materialien finden Sie in der Seitenleiste zum Download.

  • Die Schülerinnen und Schüler bilden etwa gleich große Gruppen (4 – 6 Mitglieder)

  • Der Flyer wird ausgeteilt. Jede Gruppe (A – E) erhält einen anderen Flyer, da der QR-Code auf der ersten Seite auf eine andere Station verweist. Grund ist, dass nicht alle Gruppen an der gleichen Station beginnen. Der QR-Code auf der ersten Seite muss also für die einzelnen Gruppen auf eine andere Station verweisen!

  • Alle Stationen werden in Gruppen in einer festgelegten Reihenfolge bearbeitet. Zur Orientierung dient ein Luftbild des Schulgeländes (BayernAtlas).

  • An jeder Station hängen drei QR-Codes zusammen mit einer möglichen Lösung aus (Multiple-Choice). Beim Scannen der QR-Codes sieht man einen Lösungsbuchstaben und den Ort, an dem die nächste Station zu finden ist.

  • Bei einer falschen Lösung hängt an dem angegeben Ort ein QR-Code. Beim Scannen dieses Codes erscheint der Hinweis „Lösung falsch. Geht zurück zur letzten Station“.

  • Bei der richtigen Lösung finden die Schülerinnen und Schüler die Aufgaben der entsprechenden nächsten Station.

  • Im Flyer sind die Lösungen zu den einzelnen Aufgaben und das Lösungswort zu ergänzen. Das Lösungswort „Albedo“ ist den Schülerinnen und Schülern in der 7. Jahrgangsstufe nicht bekannt, so dass ein Raten an den einzelnen Stationen verhindert wird.

  • Nach Bearbeitung aller Stationen begeben sich die Schülerinnen und Schüler zum Ziel (QR-Code auf der letzten Seite des Flyers).

  • Station 1:
    Als Standort eignet sich die lange Seite eines größeren Gebäudes (Turnhalle). Ein entsprechend langes Maßband (Fachschaft Sport) sollte ausliegen.

  • Station 2:
    Als Standort eignet sich ein freies Klassenzimmer. Im Beispiel wurde der Diercke Atlas digital und eine digitale Tafel genutzt. Alternativ und bei vorhandener Lizenz können auch Tablets mit entsprechenden Apps eingesetzt oder auf den BayernAtlas zurückgegriffen werden. Zur Orientierung sollten zusätzlich gedruckt Atlanten ausliegen.

  • Station 3:
    Als Standort eignet sich der Pausenhof mit entsprechenden Orientierungspunkten. Auf einem schuleigenen mobilen Gerät sollten die kostenlose Apps „Feld Gebiet Messung“ oder „Flächenmessung“ installiert sein. Auch mit einem klassischen GPS-Handgerät (z.B. von Garmin) ist die Bearbeitung dieser Station möglich. Zur Markierung der Fläche per Luftbild eignet sich der BayernAtlas.

  • Station 4:
    Als Standort eignet sich ein freies Klassenzimmer. Die hier verwendeten Handstücke stammen aus der Gesteinskiste der KTB (Geo-Zentrum an der Kontinentalen Tiefbohrung). Das Memory kann aber an die an der Schule vorhandene Gesteinssammlung angepasst werden.

  • Station 5:
    Als Standort eignet sich ein leicht zugänglicher Bereich am Rand des Schulgeländes (Bushaltestelle). Auf einem schuleigenen mobilen Gerät sollten die kostenlose Apps „Feld Gebiet Messung“ oder „Flächenmessung“ installiert sein. Auch mit einem klassischen GPS-Handgerät ist die Bearbeitung dieser Station möglich. Google Maps eignet sich ebenfalls zur Bestimmung der Koordinaten.

  • Station 6:
    Als Standort eignet sich ein freies Klassenzimmer. Zur Orientierung sollten zusätzlich gedruckte Atlanten ausliegen.

Gymnasium Neutraubling Haupteingang
Gymnasium Neutraubling Haupteingang © Lorenz Schreiner

Kompetenzen und Lehrplanbezug

QR-Code-Rallyes können je nach gewähltem Schwerpunkt und methodischer Ausgestaltung mehrere geographische Kompetenzbereiche abdecken und eignen sich zur Einübung von im LehrplanPLUS definierten geographischen Arbeitstechniken. Neben den Bereichen „Fachkonzepte“ und „Anwendung von Methoden und Erkenntnisgewinnung“ erweitern die Schülerinnen und Schüler ihre „räumliche Orientierungsfähigkeit“ und „Kommunikationskompetenz“ im gruppeninternen Austausch. Im hier vorgestellten Beispiel wird besonderer Wert auf die Wiederholung und Vertiefung grundlegender geographischer Arbeitstechniken wie „Orientierung im Raum“, „Bestimmung von Himmelsrichtungen, Lage im Gradnetz, Maßstab und Distanzen“, „Gesteinsbestimmung“, „Arbeit mit Karten“, „Analyse von Klimadiagrammen“ und „Nutzung digitaler Geomedien“ gelegt. Es handelt sich also um eine themenunabhängig Einheit, die ab der 7. Jahrgangsstufe des Gymnasiums eingesetzt werden kann. Für den Einsatz sind grundsätzlich alle Lernorte mit Bezug zum jeweiligen Thema denkbar. Die hier präsentierte Rallye beschränkt sich auch wegen der Schwerpunktsetzung im Bereich geographische Arbeitstechniken auf das Schulgelände.

Bild: Treppe von freePhotos auf Pixabay lizensiert unter CCO

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